«Wer ist da?» – «Sinfonietta». 2012

In einem kahlen, leeren Zimmer sitzt die Familie. Steif, stumm und mit leerem Blick. Es ist dunkel, draussen ist Nacht. Es ist kalt. Die Mutter löst ein Kreuzwort-Rätsel, der Sohn spielt mit Bauklötzen. Schweigen. Stille. Kälte. «Ich bin der Vater. Es ist Winter, aber hier drinnen wärmen wir uns gegenseitig». Widersinniger könnte es nicht sein: Nichts da von Nähe und Warmgeben. Auch gesprochen wird nicht. «Wir haben uns um diesen Tisch gesetzt, um mit freundlichen Reden unseren Hunger zu vertreiben.» Sagt der Vater. Und wird kurz darauf von einem Unbekannten erdrosselt und weggetragen. Die Schwarze Frau kommentiert: «Da haben wirs. Es ist gekommen wie es kommen musste.» Und einige Szenen später beginnt das Ganze von vorne – und dann noch ein drittes Mal: Ich bin der Vater…


Oder

«Sie haben Recht! In unserer Stadt ist jeder sehr beschäftigt. Beschäftigt. Beschäftigt. Beschäftigt. Dass man sich lange Zeit nicht sieht. Nicht sieht. Nicht sieht. Nicht sieht. Und das bedauere ich ganz ausserordentlich.»

Wie Orchester-Musiker werden die Schauspieler von einem Dirigenten geführt. Bekommen Einsätze zugewiesen. Und geben sinnfreie Sätze von sich: «Ich sage also: heute. Als ich über die Boulevards kam, sah ich, ich frage Sie: was…? Was denn? Was denn? Was denn? Sah ich – Sie raten es doch nicht! – Ein Segelschiff!»

Der Autor

Szenenbilder aus den Aufführungen «Wer ist da?», Bilder Werner Eichenberger.

Szenenbilder aus den Aufführungen «Sinfonietta», Bilder Werner Eichenberger.